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Update: 08.09.2008

REISEBERICHT

Khira Obeid´Allah

TANZREISE NACH TUNIS

Von Stefanie Wolf

point1.Tag  point2.Tag  point3.Tag  point4.Tag  point5.Tag  point6.Tag

Mit unserer Tanzlehrerin Sonia Asmahan verbrachten wir, sieben tanz- und reiselustige Tanzschülerinnen, eine wunderschöne, abwechslungsreiche Woche in Tunesien. Auf dem Programm standen für jeden Vormittag drei Stunden Tanzunterricht im tunesischem Tanz mit der Ballettmeisterin Khira Obeid´Allah (Abbildung rechts) und anschließend Entspannungsübungen mit der tunesischen Schauspielerin Raja ben Ammar.

point1.Tag
Von unserem Hotel “Amilcar” aus, das direkt am Meer lag, fuhren wir mit dem Taxi zum Theater “Mad´Art” in Karthago, wo der Tanzunterricht stattfinden sollte. Es dauerte eine Weile, bis wir das Theater fanden, obwohl es sich sehr auffällig mit breiten Stufen vor dem Eingang, einem großen, zylinderförmigen Dach, und vor allem durch seine blendend weiße Farbe und die grünen, hohen Palmen ringsherum, präsentiert. Bevor man zu den Eingangstüren gelangt, geht man unter einem kuppelförmigen Anbau, der auf ebenso weißen Säulen gestützt ist, hindurch. Ganz im Gegenteil zu der äußerlichen Fassade, hat dieses Gebäude einen extrem dunklen Innenraum, sodass man einige Zeit benötigt um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen! Im Theater erwarteten uns schon Khira und Raja.- Ein genauso gegensätzliches Bild, wie die Außen - und Innenseite des Theaters, wenn diese zwei Frauen nebeneinander stehen: Während die Ballettmeisterin Khira klein, korpulent und leger im “Schlabberlook”, ohne besonderes Styling erscheint, macht die Schauspielerin Raja mit hohen Absatzschuhen und im langen, figurnahen, schwarzen Kleid einen eher eleganten, und besonders femininen Eindruck. Nach einer kurzen Begrüßung begaben wir uns auch schon mit Khira auf die Theaterbühne zum tunesischen Tanz. Jeder einzelne bemühte sich sehr, die großen, kraftvollen und stolzen Bewegungen möglichst elegant und korrekt auszuführen. Der tunesische Tanz ist sehr viel bodenständiger und “herber” als wir es vom orientalischen Tanz gewöhnt sind.
Khira tanzte vor, wir ihr hinterher, immer schön diagonal über die Bühne. Die vorher noch entspannt lächelnden Gesichter verwandelten sich alsbald in sehr ernste und konzentrierte Mienen. Die Blicke hafteten fragend auf Khira, die uns in der Zwischenzeit scharf aus einer Ecke beobachtete. Wie eine Statue stand sie da, breitbeinig, die Hände in die Hüften gestützt, der Blick streng und unverändert - es war so gut wie unmöglich irgendwelche Gedanken aus ihren Gesichtszgen zu lesen.
Und Schritt und Hüfte und “Ballette” und “Brüste” tönte es auffordernd aus Khira's Ecke. Das sind ihre absoluten Lieblingswörter.- und wir waren sehr bald total “Kaputte”! Doch davon ließ sich Khira nicht beeindrucken und forderte gnadenlos Ausdauer. So sehr wir später auch schwitzten und nach Luft schnappten, Khira: “Hüüften! Hüüften!”.
Der Unterricht war sehr anstrengend, doch es machte auch Spaß neue und andere Bewegungen kennen zu lernen und zu “erspüren”. Außerdem fühlten wir uns danach richtig ausgepowert und konnten den zweiten, entspannenderenTeil wunderbar genießen!
Mit Raja machten wir sehr viele Entspannungsübungen, bei denen es besonders darum ging, bewusst zu atmen und sich vollkommen loszulassen, sich zu lösen und zu entspannen. Das Licht wurde, bis auf eine schwach leuchtende Lampe, gelöscht. So entstand eine etwas geheimnisvolle Stimmung, - vielleicht entstand diese Stimmung auch durch die Anwesenheit von Raja. Raja hat eine mächtige und auf irgend eine Weise auch eine geheimnisvolle Ausstrahlung. Sie scheint eine besondere Kraft oder Energie in sich zu tragen - doch eine innerliche, ruhige Energie. Ja, sie strahlt eine - kraftvolle und vor allem eine sehr würdevolle Ruhe aus!
Die Übungen waren sehr vielseitig, aber auch nicht immer einfach! Sehr schnell merkten wir, dass selbst das sich Entspannen sehr schwierig sein kann und sogar übung erfordert! (Besonders, wenn sich nebenbei auch hin und wieder Verständigungsschwierigkeiten ergeben). Bei einer Übung sollten wir z.B. ganz schnell und gleichmäßig, wie es auch die Hunde tun, hecheln. Diese, anfänglich läppisch anmutende, Übung war gar nicht so einfach! Doch gerade dazu geht man ja eigentlich zu einem Unterricht: Um seine Grenzen zu erkennen und dort weiterzulernen!!
An einem Hang direkt über dem Meer liegt das “andalusische” Dorf Sidi Bou Said mit seinen weiß- blau- farbenen Häusern. Hier bummelten wir am Nachmittag in sonnigen, belebten Gassen und bewunderten die vielen kleinen Geschäfte in denen es vor allem Messingware wie orientalische Lampen, Tische, Teller mit feinen Mustern, Teekannen und viel “Kleinkram” wie Räucherstäbchenhalter, Spiegel oder kleine, verzierte Döschen, gibt. Andere Läden bieten Teppiche in bunten Farben, kunstvoll bemaltes Tongeschirr oder Parfums an. Auch mit Schmuck kann man sich eindecken - Doch bei all diesen schönen Dingen muss man entweder viel Geld haben, oder ein Genie im Handeln sein! Auch darf man sich kaum anmerken lassen, wenn einem etwas gefüllt, denn einem Verkäufer klar zu machen, dass man etwas nicht kaufen will, stellte sich als das aller größte Problem heraus!
Grüner Tee mit frischer Pfefferminze und Pinienkernen! Draußen, unter blauem Himmel, zwischen Palmen und allerlei anderen Gewächsen, schlossen wir, in einem gemütlichen Café, mit diesem für uns noch fremden Getränk Bekanntschaft. Ich war ganz überrascht darüber, dass Pinienkerne essbar sind!
Die Sonne stand schon etwas tiefer und tauchte das Land in ein warmes, goldenes Licht. Wir genossen den Blick auf das weite Meer, hörten dem Rauschen des Wassers zu, und die Blätter der Bäume raschelten leise im leichten Wind...

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Reisegruppe

point2.Tag
Erstens hatten wir es uns, nach dem wieder sehr anstrengenden Tanzunterricht, verdient, zweitens muss man es einfach mal kennen lernen, und drittens sind wir hier, um es uns rund herum gut gehen zu lassen - um es uns gut gehen zu lassen, in den duftig dampfenden Räumen eines gepflegten, kleinen Hamams in Sidi Bou Said!
Dieses Schwitzbad besteht, wie die meisten Hamams, aus drei gekachelten, verschieden großen Räumen, mit feuchtem Wasserdampf in unterschiedlichen Temperaturen, d.h. ein sehr heißer Raum, ein etwas weniger heißer, und ein warmer Raum.
Im Vorraum des Hamams legten wir unsere Kleidung ab. In der Mitte des Raums plätscherte kühles Wasser aus einem Brunnen. Als wir durch die große, schwere Türe in den ersten Raum traten, konnten wir erst einmal gar nichts erkennen; es war sehr warm und in dem dichten Dampfnebel sah man die Menschen erst nach ein paar Sekunden, wie dunkle Geisterwesen umher huschen. Durch eine offene Tür mit gemusterten Bogen gelangten wir in den zweiten und von dort aus in den dritten, den heißesten Raum. Ein heißes Fußbad und die geheizten Kachelbänke förderten das Schwitzen auf eine sehr angenehme Weise.
In einem Hamam nehmen sich die Frauen Zeit für sich und ihren Körper. Mit viel Muse und mit “aller Zeit der Welt” waschen und pflegen sie sich, verwöhnen sich, sind nett zu sich selbst. Das gefiel mir. Ganz im Gegenteil zu unserer “Duschkultur”, wo der Körper in fünf Minuten schnell mit Wasser abgebraust wird. Für das, was unser Körper alles für uns leistet, ist das eigentlich eine sehr stiefmütterliche Behandlung, dachte ich mir. Außerdem wird die Haut in einem solchen Schwitzbad noch viel gründlicher gereinigt, da der Schmutz, der tiefer in den Poren sitzt, “herausgeschwitzt”, und danach mit frischem Wasser abgespült wird.
Es war ein etwas ungewohntes Gefühl, als die Bademeisterin mit dem speziellen, rauhen Handschuh fürs Hamam über meinen Körper rieb. Das muss ein ganz schön harter Job sein, sich so lange in einer solchen Temperatur aufzuhalten! Ich fühlte mich, in dieser feuchten Hitze, ja selbst schon etwas ermattet! Aber - Wohl! Die Bademeisterin hatte zwar eine besonders dunkle Haut, sah aber wirklich - zugegeben - schon ziemlich ausgetrocknet aus, fand ich.
Diese angenehme Behandlung ließen wir jedenfalls in dem mittleren Raum “über uns ergehen”. Das Ziel ist, die oberste Hornhautschicht, die sich ohnehin schon während des Aufenthalts in den Dampfräumen gelöst hat, zu entfernen. Die Haut fühlt sich danach wundervoll zart und geschmeidig an - viel geschmeidiger als nach dem Gebrauch von sämtlichen Hautcremen - oder Ölen! Die anfängliche Befürchtung während der recht kräftigen Behandlung, man habe nun einige blutende Stellen auf der Haut, erwies sich jeden Falls als völlig unberechtigt. Die Haut wird nur gut durchblutet!
Ist denn da noch eine Steigerung möglich, wenn die Haut so zart wie noch nie ist, man sich wohlig warm, frisch gebadet und einfach rund rum wohl fühlt? Jaaa! Die “Verwöhnungskur” war noch nicht beendet. Wir durften uns gleich wieder auf die warme Steinbank legen und eine Massage mit “Tfal” genießen. Diese spezielle Erde, die zur Haut - und Haarpflege verwendet wird, wirkt Wunder! Auch hier ziehen leider all die bei uns gängigen Kosmetikprodukte den Kürzeren! Ich hatte schon immer das Gefühl, daß uns die Orientalen im Bereich der Körper -und Schöhnheitspflege etwas voraus haben!
Mit einer Blechdose schöpften wir Wasser und wuschen uns den Rest des Tfal ab. Dann gings in den Ruheraum, wo auch unsere Kleider lagen. Wir plauderten noch eine Weile, ruhten uns auf den bereitgelegten Matten aus, und tankten unser verlorenes Wasser wieder auf. (Schließlich wollten wir nicht austrocknen).
Nach einem kurzen Bummel abends in Sidi Bou Said nahmen wir den Weg, zurück zum Hotel entlang dem Meer. Allerdings gab es da einige Treppen hinunter zu steigen! Es wurde langsam dunkel. Noch lange waren wir nicht unten. Es wurde dunkler. Der Weg war sehr einsam und daher nicht beleuchtet. - Als wir unten waren, war es leider bereits stockdunkel und wir sahen nicht mehr viel vom Meer...

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Reisegruppe

point3.Tag
Es war unheimlich viel los! Umgeben von Menschenmassen und gejagt von Eindrücken, bahnten wir uns den Weg durch das endlos erscheinende Labyrinth enger, dunkler Gassen in der Altstadt von Tunis. Das Leben das hier im Souk herrschte, die Geräusche, das Reden und Lachen der Menschen, das ausgelassene Rufen der kleinen Kinder, die leisen Melodien, die aus den Läden erklangen, war sehr viel stimmungsvoller als die lauten, stinkenden und hupenden Autos, die polternden Lastwagen und die staubigen Straßen, die wir gerade in der Neustadt hinter uns gelassen hatten. Direkt hinter dem “Port de France”, dort wo der Souk beginnt, tauchten wir in eine andere Welt ein. Eine Welt voll orientalischer Düfte und Klänge. Wir durchquerten überdachte Gassen mit unzählbaren Läden. Schwere Düfte und das Glitzern und Funkeln filigraner Schmuckstücke berauschten unsere Sinne. Von der Decke hingen üppig verzierte Messinglampen mit bunten Gläsern in allen nur erdenklichen Größen, Teppiche und bunte Stoffe herab. Bei einem Händler konnte man sich an alten und neuen arabischen Büchern, und bei einem weiteren an handgeknüpften Teppichen und langen, aufwendig bestickten Kleidern, erfreuen. Ich hatte das Gefühl in diesen überwältigenden Eindrücken unterzugehen! In so einem Souk ist man mit dem Schauen schlicht und einfach überfordert- man sieht immer etwas Neues, ehe man das Vorherige richtig betrachtet hat!
“Ist das wirklich Khira?” Wird sich so manch einer von uns verwundert die Frage gestellt haben, als wir in einer Runde auf dem Boden des Cafes “Mrabet” (es gab dort keine Stühle) zusammen mit Khira saßen. Sie begann auf einmal in eine vollkommen andere Rolle zu schlüpfen: sie redete laut, machte Witze und ihre sonst ernsten Gesichtszüge, von denen man schon glaubte, sie seien unveränderlich so festgewachsen, lösten sich in ein heiteres Lachen auf! Sicherlich hatten wir Khira schon vor unserer Tunesienreise bei einem Workshop in Deutschland kennengelernt - aber so wie jetzt? An Sonias leise “Vorwarnung” in dieser Hinsicht wollte keiner richtig glauben. Doch Sonia kennt Khira eben schon sehr lange, und weiß, dass sie zwei sehr gegensätzliche Seiten in sich trägt. - Ich denke, dass jeder Künstler irgendwo eine Strenge Seite hat und auch haben muß, denn es setzt sicherlich eine gehörige Portion Selbstdisziplin und Ehrgeiz voraus, um sich überhaupt, wie Khira, z.B. bis zur Ballettmeisterin hochzuarbeiten! Und wer dann auch noch als Ausbilder/in tätig ist, und das 30 Jahre lang, braucht wahrscheinlich ein ziemlich gutes Durchsetzungsvermögen, dachte ich bei mir. Ja - Künstlerberufe sind ganz bestimmt richtige “Kämpferberufe”!
-- Doch ohne Humor geht's eben auch nicht (!!!) und Khira ist, wie es nun nicht mehr zu übersehen war, mit beiden Eigenschaften “gesegnet”. Wie Schön!
Weil wir hauptsächlich in den Souk gegangen waren, um uns “Malias” zum tanzen einzukaufen, hatte Sonia ein Treffen mit Khira und der Schneiderin des tunesischen Nationalballetts im Souk vereinbart, mit denen wir nun als erstes hier einen heißen Tee zu uns nahmen.
Später suchten wir im Souk der Stoffhändler nach den schönsten Malias, bis jeder einzelne ein solches ca. 6 qm großes, mit Goldfäden durchwebtes “Tuch” besaß, das zum tunesischen Tanz am Körper trapiert wird. (Ungefähr vergleichbar mit dem Sari in Indien, die Malia wird jedoch etwas anders gewickelt).
Malias gab es in allen Farben und Mustern, glänzend oder matt in grün, türkis, blau, violett, rosa, rot, weinrot, gelb und orange, jeweils dann noch in hell und dunkel mit Gold oder Silberfäden durchwirkt - die Qual der Wahl war wirklich groß!
Nicht mehr ganz so viel Qual mit der Wahl hatten wir allerdings, als es darum ging, die passenden Kopftücher für unsere Malias zu besorgen. Außer Khira - sie dachte sich z.T. die unmöglichsten Kombinationen von Kopftüchern und Malias aus, über die die Schneiderin dann ein empörtes “Khira”! ausstieß.
Das größere Geschäft machte dennoch höchstwahrscheinlich der Schmuckhändler, der den Schmuck für den tunesischen Tanz verkaufte, über den die meisten von uns geradezu wie heißhungrige Wehrwölfe herfielen...(Obwohl sich letztere über einen Brocken Fleisch bestimmt mehr begeistert hätten, als über irgendwelche glitzernden und funkelnden Metallkreaturen)
Spät am Abend im Hotel, als es schon dunkel war, setzten wir uns noch eine Weile an den leeren Strand. Während die anderen miteinander redeten, lehnte ich mich weit zurück und schaute in die Sterne, die am klaren Nachthimmel sehr schön zu sehen waren. Wieviele Blicke sich an diesem großen, weiten Himmel jetzt wohl treffen?...Es war einfach ein wunderschöner Tag!

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point4.Tag
“Noch einmal, bitte!” rief Khira quer über die Theaterbühne.- Und das obwohl wir die neue Choreografie wirklich schon zum X. mal wiederholt hatten. Mit den schweren Tonkrügen sogar! Khira saß auf dem Boden und während sie ihre durchgetanzten Gymnastikschuhe fester zuband, rief sie wieder: “Nocheinmal! Biiitte, biiitte!”
Unsere Arme und Schultern schmerzten schon unter dem Gewicht des Tonkrugs. Eigentlich hätten wir ihn ja auch stilecht auf dem Kopf balancieren müssen, doch Khira merkte schon sehr bald, dass wir damit überfordert waren. Außerdem wollte sie das Risiko, noch einmal in den Souk gehen zu müssen, um neue Tonkrüge einzukaufen, bestimmt nicht eingehen! So trugen wir unsere Krüge in den Armen, mussten aber dafür mehr Kraft aufwenden.
Die Choreografie, die sich Khira extra für uns ausgedacht hatte, bestand aus einfachen Schritten und Kombinationen, die wir bis jetzt im Unterricht gelernt hatten. Ein paar neue Figuren waren eingebaut, um uns ein bisschen herauszufordern, doch das eigentlich interessante an diesem Tänzchen waren die verschiedenen Figuren innerhalb der Gruppe: Mal tanzten wir im Kreis, mal in versetzten Reihen, dann tanzte erst die eine und dann die andere Reihe nach vorne. Die Krüge wurden einmal auf den Schultern sitzend getragen, und zwischendurch in einer Achterlinie vor dem Körper geschwungen und präsentiert. Die Musik war die gleiche, die wir auch sonst zum üben laufen ließen. Sie bestand aus den tunesischen Rhythmen Alaji und Rhita. Der fetzigste Rhythmus, den wir kennenlernten, der Fezzani, wurde leider nicht eingebaut. Das war das, was an diesem Tanz noch fehlte, fand ich.

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Tunesischer Tanz point5.Tag
Die Mittagspause zwischen Tanzunterricht, Mittagessen und Ausflug fiel besonders knapp aus. Schon sehr bald, man konnte grade noch einmal ins Meer springen, mussten wir gemeinsam aufbrechen. Mit dem Taxi zum Bus und dann erstmal ganz raus aus den touristischen Gebieten. Die Fahrt war lange, der Bus total überfüllt- besonders als noch eine ganze Menge Schüler einstiegen, für die es etwas ganz ungewöhnliches zu sein schien, Touristen in ihrem Bus anzutreffen.
Endlich hielt der Bus an. Weit weg vom lauten Stadtzentrum, weit weg von den bunten Souks, vom Gewimmel vieler Menschen, von den Moscheen, Banken und Restaurants, befanden wir uns in einer einsamen und ziemlich verwahrlosten Gegend. Eine breite Straße, ein paar barackenartige Häuser...Doch man muß sich vor Augen halten, dass hier tatsächlich der größte Anteil der Bevölkerung von Tunis lebt!
In einem dieser Häuser wohnte nun eine Familie, die Sonia während der Zeit, als sie in Tunesien lebte, kennengelernt, und die uns heute bei sich zum Couscousessen eingeladen hatte. Wir wurden, von den mindestens zwanzig anwesenden Personen, sehr herzlich empfangen und innen war das Häuschen gemütlich, und schön eingerichtet. Von der Haustüre gelangte man direkt in einen engen, weiß tapezierten Gang. Gleich links ging es in die Küche und am hinteren Ende war das grün gekachelte Badezimmer, in dem wir uns als erstes die Hände wuschen. Der größte und schönste Raum war das Wohnzimmer, das sich gleich hinter der Tür rechts befand. An einer Wandseite in der Ecke klebte eine schon etwas abgenutzte Fototapete mit einem schönen Blumengarten. Eine ganze Menge rosa Plastikblumen, Spitzendeckchen und ein großer Teppich in der Mitte zierten den Raum. Um einen niedrigen Tisch lagen weiche Kissen und Matratzen. Dort ließen wir uns nieder, und sogleich wurde auch schon ein großes Tablett mit knusprig braun gebackenen Teigrollen hereingebracht. Darauf folgte eine üppige Portion Salat und erst dann wurde die riesengroße Couscousschüssel, die fast den gesamten Tisch bedeckte, aufgetischt. Es wurde auch nicht mehr Platz auf dem Tisch benötigt- jeder bekam einen Löffel, und los ging's! Kouskous ist das tunesische Nationalgericht. Es sieht ähnlich wie Hirse aus, besteht aber aus einem groben Gries aus Weizen, und wird mit Paprika, Lammfleischschnitzchen, Peperoni und einem scharfen Gewürz namens “Harissa” serviert, das sich aus einer bestimmten Mischung aus Chillies, Knoblauch, Koriander, Kumin, Paprikaflocken und Salz zusammensetzt.
Leider wurden wir viel zu schnell satt! Das Essen war so gut, dass wir am liebsten noch weit über unseren Hunger hinausgegessen hätten! Nach dem Kouskous gab es noch Brot mit einem besonderen Aufstrich und Oliven. Wir wären beinahe geplatzt! Doch es war sehr beeindruckend, dass diese Familie so große Mengen von so gutem Essen für uns zubereitete. Schließlich gehörten sie nicht gerade zu den reichen Menschen, und das Fleisch, das großzügig dem Couscous beigemischt wurde, ist auch nicht billig für sie!
Bei einem Glas Tee wurden uns allerlei arabische Naturkosmetikartikel vorgeführt und gezeigt, wie z.B. betäubend stark duftendes Rosen- und Orangenwasser, oder einen Pudereyeliner aus verbrannten Pflanzen. Schließlich holte die Großmutter der Familie eine Tüte Hennapulver hervor und bot uns an, unsere Hände von ihr bemalen zu lassen. Das Henna wurde mit Wasser und Benzin in einer Schale angerührt. Die Frau trennte immer ein Stückchen von der Masse ab und formte es im Mund, bevor sie es Auftrug. Die Handinnenfläche wurde fast vollständig eingefärbt. Zu den Fingerkuppen hin formte sie eine Spitze. Ein jüngeres Familienmitglied, Olfa, ca. 20 Jahre alt, füllte die Hennapaste in eine Spritze und malte damit ein feineres Muster aus geschwungenen Bögen auf die Hand. Am Ende fügte sie den arabischen Anfangsbuchstaben vom Namen der Person, deren Hand sie gerade bemalt hatte, hinzu. Auf die fertige Hennabemalung wurde Watte gelegt und dann ein spezieller, schön verzierter Handschuh darübergezogen. Es ist ja, wie in allen anderen arabischen Ländern, auch in Tunesien ein uralter Brauch, die Hände und Füße der Braut vor ihrer Hochzeit mit Henna zu verzieren. Dafür gibt es dann einen extra Henna-Tag, der zwei Tage vor der Hochzeit stattfindet. Das Henna wird allerdings nicht, wie bei uns, nach zwei Stunden Einwirkzeit wieder abgewaschen, sondern über Nächte hinweg auf der Haut gelassen. Die Handschuhe, die uns übergezogen wurden, stammten aus den verschiedenen Hochzeiten, die in dieser Familie gefeiert wurden. Ich wunderte mich darüber, dass uns diese Handschuhe so selbstverständlich mitgegeben wurden, und diese Familie das Vertrauen in uns hatte, diese Handschuhe auch wieder zurück zu bekommen! Bestimmt sind diese Handschuhe, denke ich, wichtige Erinnerungsstücke für sie.

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point6.Tag
Kerzenschein und Musik erfüllte den Raum. Heiteres Reden und fröhliches Lachen drang aus allen Ritzen, die Augen strahlten und die Bäuche freuten sich an Khiras selbst hergestelltem Nudelgericht! Alle waren in ihren schönsten Kleidern, die sie dabei hatten, gekommen um heute Sonias Geburtstag in aller Freude zu feiern. Die kleine Bar des Theaters Mad´Art steckte voller Heiterkeit. (Kaum mehr vorstellbar, wie wir hier die Tage vorher immer zerschlagen auf einem Stuhl in der Ecke herumhingen, und so die Pause bis zum zweiten Teil des Tanzunterrichts abwarteten...)
Während wir mit einem Glas Sekt anstießen, tanzte Khira lustig um die Tische herum - sie hatte keinen Sekt nötig um “gut drauf” zu sein! Khira ist, so scheint es mir manchmal, die menschliche Verkörperung des tunesischen Tanzes! - Meiner Meinung nach gibt es, so weit ich den tunesischen Tanz kenne, kaum eine andere Person, zu der er besser passt!
Gespannt und interessiert sahen wir später zu, wie die Schneiderin uns die Drapierung der Malia demonstrierte. (Wir hätten zu Hause zwar bestimmt auch sehr viele kreative Ideen gehabt, wie wir uns in diesen schönen Stoff einwickeln könnten, doch ob wir dann noch zum Tanzen gekommen wären, steht auf einem, wirklich, anderen Blatt...) Dieser Stoff wird also über einer pailettenbestickten Weste an zwei Zipfeln mit Sicherheitsnadeln befestigt, und dann um den Körper gewickelt. Die obere Kante des Stoffs muss vorher umgeschlagen werden, so dass der Wollgürtel dazwischen durchgeführt, und vorne zugebunden werden kann. Der Schmuck und das übergroße Kopftuch werden mit Schiebespangen im Haar befestigt.
Leider kamen wir (trotzdem) nicht mehr dazu, unseren tunesischen Tanz einmal mit Kostümen durchzutanzen. Das Tanzgefühl in den Malias lernten wir dann eben nicht mehr in Tunesien, aber wenige Zeit später bei einem arabischen Fest in Stuttgart kennen. Es ist - gewöhnungsbedürftig!
Noch lange unterhielten wir uns untereinander, erzählten uns gegenseitig unsere persönlichen Erlebnisse und Eindrücke und blickten sehr zufrieden und glücklich auf die vergangene Woche zurück - Sonia hatte sich wirklich darum bemüht uns allen ein interessantes Programm zusammen zustellen.

Man kann echt nur sagen: ES IST GELUNGEN!!!

Dieser Abend war der letzte Abend von unserer wunderschönen Tanzreise in Tunesien. Der Abschied, früh am nächsten Morgen fiel sicherlich schwer, doch wir hatten auf jeden Fall ein Stückchen Tunesien, in unserem Tanz, in den Erinnerungen, den Begegnungen, in den Schätzen, die wir aus dem Souk mitgebracht hatten - und ganz bestimmt und unvergänglich in unserem Herzen, mitgenommen!

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